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„Jüdische Assimilation“ in Literatur und Gesellschaftsdebatten um 1900

23.05.2019

Referentin: Dr. Anika Reichwald

Am 23.05.2019 lud das Kreismuseum zum letzten Vortrag im Rahmen der Sonderausstellung „Aus zwei Quellen – Vom Leben und Wirken Jakob Loewenbergs (1856-1929) in den Burgsaal ein. Frau Dr. Anika Reichwald aus dem Jüdischen Museum Hohenems in Österreich berichtete über die Wahrnehmung der Assimilation der jüdischen Bevölkerung um 1900. Dabei richtete Sie Ihren Fokus sowohl auf jüdische, wie auch auf nichtjüdische Autoren und Politiker der Zeit. Spätestens seit Wilhelm Maar den Begriff des Antisemitismus 1879 prägte, wurde die Zugehörigkeit zum Judentum als unüberwindbare Grenze zum vollständigen Deutschtum wahrgenommen. Das Jüdische wurde mit etwas Fremdartigem und Angsterfüllendem identifiziert, eine wirkliche Angleichung mit der deutsch-christlichen Mehrheitsgesellschaft war laut Antisemiten nicht möglich. Dieser Umstand wurde von Dr. Reichwald als das Dilemma der Assimilation benannt. Jede Anpassung und der damit einhergehende gesellschaftliche Aufstieg der Juden rief wiederum das Misstrauen der Antisemiten auf den Plan. Die Frage nach der Assimilation der Juden wurde bald von antisemitischer Seite zum Politikum gemacht und wurde für die Zeit des Deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik ein fester Bestanteil des politischen Diskurses. Tradierte Stereotypen, wie der des Wucherjuden, wurden dabei mit rassischen Ideen erweitert. Diese festigten und verbreiteten sich in der Literatur. Auf diese Weise fand der politische Antisemitismus auch in der Bevölkerung Verbreitung und damit auch die Idee des rassisch definierten Juden, der beabsichtigte, die deutsche Gesellschaft zu unterwandern und zu beherrschen.

Frau Dr. Reichwald beleuchtete aber auch einen ganz anderen Aspekt der jüdischen Assimilation. Neben bekannten Antisemiten zeigt sie auch eine Reihe jüdischer Autoren auf, die die Assimilation kritisieren. Diese Kritik reichte von der kulturellen Selbstverleugnung der Juden, über die Forderung Walther Rathenaus, nicht die Assimilation, sondern die vollständige „Deutschwerdung“ müsse das Ziel sein, bis hin zu der Forderung eines nationalen Judentums durch die Zionisten.

Gemeinsam hatten sowohl der politische, als auch der innerjüdische Diskurs über die Assimilation, dass kein allein von jüdischer Seite eingeleiteter Wandel der deutschen Juden eine Akzeptanz in der deutschen Mehrheitsgesellschaft erreichen konnte, wenn diese nicht den Willen zeigten, sich für das sich angleichende Judentum zu öffnen.

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