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Neuer Name, neues Konzept: „Wewelsburg 1933 – 1945

05.03.2010

Neuer Name, neues Konzept: „Wewelsburg 1933 – 1945

Erinnerungs- und Gedenkstätte – Ideologie und Terror der SS“ wird im April eröffnet

Die Wewelsburg in ihrer heutigen charakteristischen Dreiecksform ist ein ehemaliges Schloss der Fürstbischöfe von Paderborn, das im vergangenen September seinen 400. Geburtstag feierte. Ihre baulichen Anfänge reichen zurück bis ins 12. Jahrhundert. Die trutzige Burganlage ist somit ein vielschichtiger Ort, an dem über die Jahrhunderte hinweg Geschichte geschrieben wurde. Eines ihrer dunkelsten Kapitel wird in diesen Tagen neu aufgelegt. „Wewelsburg 1933 – 1945. Erinnerungs- und Gedenkstätte – Ideologie und Terror der SS“ heißt die überarbeitete zeitgeschichtliche Ausstellung, die ab April in den eigens dafür umgebauten Räumlichkeiten des ehemaligen Wachgebäudes gezeigt wird.

Der Namensgebung durch Beschluss des Paderborner Kreistages waren intensive Beratungen in den Gremien und Ausschüssen des Kreises vorausgegangen. In der interfraktionellen Runde hatte man sich dann auf den Untertitel „Ideologie und Terror der SS“ als Zusatz geeinigt. Die Zusammenfassung von Erinnerungs- und Gedenkstätte verbinde die Bedeutung von Täter- und Opferort, heißt es zunächst in der Begründung. Der Begriff der Erinnerungsstätte ist in der Gedenkstättenszene eine Bezeichnungsvariante für einen Täterort. Der Begriff der Gedenkstätte hingegen greift den Opferbezug auf. Im „Dritten Reich“ hatte Heinrich Himmler die Burganlage mit dem Ziel gemietet, sie zu einem gigantischen Versammlungsort des SS-Gruppenführercorps auszubauen. Die Bereitstellung der hierfür erforderlichen Arbeitskräfte wurde ab 1939 durch die Errichtung eines Konzentrationslagers vor Ort sichergestellt. Mindestens 1285 Menschen starben an den grausamen Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie durch die Misshandlungen der SS. Die zeitgeschichtliche Dokumentation ist deshalb gleichzeitig auch Gedenkstätte für die Opfer des KZ Niederhagen/Wewelsburg.

Die zeitliche Einschränkung „1933 – 1945“ im Titel soll auch der jüngeren Generation künftig den Bezug zum Nationalsozialismus verdeutlichen. Das Wortpaar „Ideologie und Terror“ im Untertitel greift die beiden Schwerpunkte der Ausstellung auf, ohne reißerisch zu wirken oder gar die SS zu verherrlichen. „Zur Ideologie der SS gehörten die Verbrechen an unzähligen Menschen, was durch den Begriff Terror in seiner Maßlosigkeit deutlich wird“, heißt es wörtlich in der Beschlussvorlage.

Aspekt Opfer, Aspekt Täter: Die Neukonzeption und Erweiterung der 1982 eingerichteten Dauerausstellung richtet erstmalig auch den Fokus auf jene, die diesen Terror ausübten und dafür verantwortlich zeichneten. Vorgestellt werden künftig beispielsweise auch Sozialstruktur und Organisation der SS. Biographien der Burgmannschaft in Wewelsburg und der wichtigsten SS-Funktionäre werden ebenso dokumentiert wie der Lebenslauf Himmlers und Organigramme zur Entwicklung der SS. „Wir wollen umfassend verstehen, um aus dieser Erkenntnis heraus zu verhindern, dass jemals wieder Willkür, Ausgrenzung und unfassbare Gewalt gegen Menschen ein Forum eingeräumt wird. Das ist auch eine Form der Zukunftssicherung, ein Eintreten für ein Leben in Frieden und Freiheit“, sagt dazu Landrat Manfred Müller.

Derzeit schreiten die Umbauarbeiten zügig voran. Nachdem die in 1982 eingerichtete Dokumentations- und Gedenkstätte bereits im letzten Oktober geschlossen wurde, dehnen sich die Umbauarbeiten im ehemaligen SS-Wachgebäude nun auch auf das Erd- und das Terrassengeschoss aus. Das Erdgeschoss wird in ein großzügiges Foyer umgestaltet, in denen die Besucher ausführliche Informationen über die Angebote des Kreismuseums und aktuelle Literatur zur NS-Zeit erhalten werden. Im Terrassengeschoss lädt eine moderne Museumsgastronomie den Besucher zum Verweilen ein.

Die neuen Ausstellungsräume werden in die zwei Untergeschosse des fünfstöckigen Wachgebäudes verlegt, in denen sich früher die Magazine und Werkstätten des Museums befanden. Dadurch kann die Ausstellungsfläche um mehr als das Doppelte auf über 850 qm vergrößert werden. Auch können die historischen Räume, die zum Teil noch in der NS-Architektur erhalten sind, wie z.B. die ehemaligen Bunkerräume und der Arkadengang der Nordterrasse bauhistorisch dokumentiert und in die neuen Ausstellungsthemen einbezogen werden.

Dokumentiert werden sollen zukünftig nicht nur die lokale Geschichte der Wewelsburg im Nationalsozialismus – und damit verbunden die Tätigkeiten der SS in Wewelsburg, sondern auch die allgemeine Geschichte der SS sowie die Nachkriegsgeschichte. Die Einbindung des Konzentrationslagers in Wewelsburg in das Gesamtsystem der NS-Konzentrationslager wird aus der Sicht der Täter, während die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge des KZ Niederhagen aus der Sicht der Häftlinge selbst, präsentiert werden. Die Darstellung der SS kann und soll nicht ohne den Hinweis auf ihre Verbrechen erfolgen.

Für die Ausgestaltung der Ausstellungsräume ist das Architekturbüro Ikon aus Hannover verantwortlich. Dem Team ist es wichtig, den Perspektivenwechsel in Raum und Zeit deutlich zu machen. So wechseln sich streng geschlossene Ausstellungskörper mit lichten, transparent gestalteten Vitrinen in den Räumen ab. Seit Anfang des Jahres hat die Einrichtung der neuen Museumsräume begonnen. „Wir liegen mit dem Aufbau der Ausstellungseinrichtung voll im Zeitplan,“ bestätigt Kirsten John-Stucke, stellvertretende Museumsleiterin. „Jetzt beginnt die heiße Phase des Aufbaus. Es sind spannende Momente, wenn die Planungen, die bisher nur auf dem Papier bestanden, endlich in dreidimensionaler Form realisiert werden.“ Die mehrköpfige Projektgruppe hat für die neue Ausstellung ein umfassendes Medienkonzept vorgesehen. Einzelne Themenbereiche, wie zum Beispiel „Verbrechen der SS“ oder „Erinnerungen der überlebenden Häftlinge“, werden vorrangig über audiovisuelle Medien vermittelt.

Die neue Ausstellung des Kreismuseums Wewelsburg wird am 15. April 2010 eröffnet.

Die Finanzierung erfolgt mit Mitteln des Bundes, des Landes NRW, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe sowie des Kreises Paderborn.

Übergang 4

Anschrift

Kreismuseum Wewelsburg
Burgwall 19
33142 Büren-Wewelsburg
Deutschland

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