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Das SS-Helferinnenkorps. Die weiblichen Angehörigen der Waffen-SS und ihre Stellung in der Sippengemeinschaft der SS

16.05.2013

Referentin: Dr. Jutta Mühlenberg

Dr. Jutta Mühlenberg referierte in Wewelsburg über das SS-Helferinnenkorps, ihren Kriegseinsatz und das Ziel von „Reichsführer“ Heinrich Himmler, eine Schwesterorganisation der Schutzstaffel mit weiblichen Mitgliedern zu schaffen.

Die Frauen auf dem Schwarzweiß-Foto lachen. Sie sind jung, hübsch, gut gelaunt, modern frisiert, tragen knielange Röcke und lässig-schräg auf den Köpfen sitzende Mützen. Schaut man in ihre Gesichter, finden sich wenige Unterschiede zu heutigen jungen Frauen um die 20 Jahre. Doch auf der linken Brusttasche der Frauen auf dem Foto prangen die doppelten Sigrunen der SS, es ist aufgenommen im Sommer 1944, im SS-Erholungsheim Solahütte, 30 Kilometer entfernt vom Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, inmitten der Frauen steht der SS-Obersturmführer Karl-Friedrich Höcker, Adjutant des Auschwitzer Lagerkommandanten.

Bei den Frauen auf dem Bild handelt es sich um Angehörige des SS-Helferinnenkorps, über das Dr. Jutta Mühlenberg aus Hamburg im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Frauen im Nationalsozialismus“ des Kreismuseums Wewelsburg im gut besuchten Burgsaal referierte. Das SS-Helferinnenkorps wurde 1942 von „Reichsführer-SS“ Heinrich Himmler gegründet, um Soldaten der Waffen-SS für den Fronteinsatz frei zu machen. Ihre Arbeit, insbesondere im Nachrichten- und Fernmeldewesen, wurde von freiwilligen „SS-Maiden“ übernommen. Diese wurden in einer SS-Helferinnenschule im Elsass ausgebildet, die Himmler als „Mutterhaus“ seines Ordens verstand. Ähnlich wie die Männer bei der Allgemeinen SS mussten die Frauen strenge Aufnahmekriterien erfüllen, wurden einer rassischen Prüfung unterzogen und während der Ausbildung weltanschaulich geschult. Überstanden sie alle Prüfungen, so wurden die jungen Frauen als Angehörige der Waffen-SS zu regulären Mitgliedern der SS-Sippengemeinschaft. Insgesamt waren dies 2375 Frauen. Langfristig plante Himmler, den Grundstein zu legen für eine weibliche Schwesterorganisation der SS.

Die Frauen, die sich dem SS-Helferinnenkorps anschlossen, waren – so Jutta Mühlenberg – mehrheitlich zwischen 18 und 21 Jahren alt, ledig, im Nationalsozialismus sozialisiert und meist bereits im BDM in leitenden Funktionen tätig gewesen. Zwar hatten sie sich von den christlichen Konfessionen bereits weitestgehend losgesagt, waren jedoch nicht unbedingt Mitglieder der NSDAP. Schon während der Ausbildung im „Mutterhaus“ im Elsass, war es für die Frauen alltägliche Normalität geworden, KZ-Häftlinge bei der Zwangsarbeit zu sehen. Bei ihren Einsätzen wurden die Frauen dann selbst zu „Kolleginnen der Täter“ und arbeiteten in den Vermittlungsstellen der Konzentrationslager, auf dem Obersalzberg, im Reichssicherheitshauptamt oder in der Volksdeutschen Mittelstelle. Im konkreten juristischen Sinne seien Tatbeteiligung und Mitwisserschaft der Frauen nicht zu klären. Die nachrichtliche Übermittlung von Befehlen und Berichten gehörte jedoch zum Arbeitsalltag der Frauen, entsprechend dürfte das rassistische Mordprogramm zumindest zu ihrem Kenntnisstand gehört haben. In diesem Kontext betonte Jutta Mühlenberg die Freiwilligkeit des Einsatzes der Frauen und die Wahlfreiheit des Einsatzortes.

Nach 1945 formulierten die ehemaligen SS-Helferinnen verschiedene Entlastungsstrategien: Man sei dienstverpflichtet worden, habe von den Verbrechen der SS nichts gewusst oder sei allein deswegen unschuldig, da das weibliche Geschlecht per se unpolitisch sei. Auch wenn man in Rechnung stellt, dass die jungen Frauen durch die Sozialisierung im Nationalsozialismus nicht zur Übernahme von Verantwortung erzogen wurden, stellt das gänzlich unkritische Selbstbild, das sich die SS-Helferinnen nach 1945 über ihr Mitwirken im bürokratischen Apparat der verbrecherischen Organisation SS schufen, einen Schlag ins Gesicht der Opfer der nationalsozialistischen Gewalt dar.

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