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Ein Mahnmal-Zyklus von Josef Glahe

Einweihung des Mahnmals in der „Gruft“ im Nordturm der Wewelsburg am 29. Juni 1950

Einweihung des Mahnmals in der „Gruft“ im Nordturm der Wewelsburg am 29. Juni 1950
Kreismuseum Wewelsburg, Fotoarchiv

Die Geschichte des Mahnmals

Ende Juni 1949 wurde der schon in der Weimarer Republik bestehende „Verein zur Erhaltung der Wewelsburg“ neu gegründet. Unter seinen Mitgliedern befanden sich der damalige Landrat, der Oberkreisdirektor des Kreises Büren und Ministerialdirigent Dr. Aloys Vogels, der selbst von 1921 bis 1925 Landrat von Büren war.

Im selben Jahr empfahl Vogels, eine „politische Schulungsstätte in echt demokratischem Sinne“ einzurichten. Im Juli machte er Vorschläge für ein Mahnmal: Schaubilder, auf denen eine Bilanz der NS-Herrschaft sichtbar werden sollte. 

Der damals junge Maler Josef Glahe (1925–2018) aus Büren erhielt den Auftrag zur Gestaltung der zehn Schaubilder. Glahe war im Krieg an der Ostfront und nahm Ende 1945 seine abgebrochene Lehre als Maler wieder auf und studierte anschließend Architektur, Grafik und Malerei.

Am 29. Juni 1950 fand die offizielle Einweihung des Mahnmals in der „Gruft“ statt. Gleichzeitig wurden Jugendherberge und Kreisheimatmuseum wiedereröffnet. Schon drei Tage nach Eröffnung kam es zu Auseinandersetzungen. Junge Mädchen beschwerten sich über das Bild „Hunger“, da es nackte Menschen zeige und „sie sich in ihrem Schamgefühl hätten verletzt gefühlt“ (Brief an den damaligen Landrat des Kreises Büren). Das Gemälde wurde daraufhin am 3. Juli 1950 abgehängt.

In dem feuchten Klima der „Gruft“ begannen die übrigen Gemälde bald Schaden zu nehmen. Der Raum wurde nur auf Nachfrage geöffnet, das Publikumsinteresse war gering. 1973 ließ man die Gemälde aus dem feuchten Kellergewölbe entfernen. Die Lagerung der Gemälde in einem Abstellraum führte zu weiteren Schäden. Um den Verfall der Bilder zu stoppen, wurden sie 1982 in das Museumsmagazin übernommen, 1993 wurde eine Notsicherung durchgeführt. Zwischen 1995 und 2007 konnten endlich alle Bilder restauriert werden. Heute werden sie gesäubert und behutsam restauriert in einem eigenen Raum des ehemaligen Wachgebäudes ausgestellt. In der ehemaligen Gruft hängen Reproduktionen in Originalgröße, die der Feuchtigkeit standhalten.

Josef Glahe in seinem Atelier, 1949/1950 Aus: Angelika Gausmann/Iris Schäferjohann-Bursian: Das vergessene Mahnmal Josef Glahes. Kunst als Mittel der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im Bürener Land (1949–1974), in: Westfalen – Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 71/1993, S. 121-138, Abb. 15

Josef Glahe in seinem Atelier, 1949/1950
Aus: Angelika Gausmann/Iris Schäferjohann-Bursian: Das vergessene Mahnmal Josef Glahes. Kunst als Mittel der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im Bürener Land (1949–1974), in: Westfalen – Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 71/1993, S. 121-138, Abb. 15

Josef Glahe fertigte die zehn Gemälde im expressionistischen Malstil an, in einzelnen Bildern finden sich auch kubistische Anklänge. Mit dieser „verfremdenden“ Malweise gelang es Glahe, das Leid der Menschen eindrucksvoll darzustellen. Die Menschen und die Gewalt, die sie erlitten hatten, stehen im Zentrum seiner Gemälde. Auffällig ist der strenge Aufbau der Bilder. Die Personen befinden sich entweder völlig in der Senkrechten, oder auf einer Diagonalen. Dort, wo die dargestellten Menschen auf die Senkrechte ausgerichtet sind, treten sie quasi im Bild nach vorn. In den Bildern, die sich an einer Diagonalen orientieren, scheinen sie dagegen unten aus dem Bild zu rutschen. Um den Blick des Betrachters noch stärker auf die Darstellung zu lenken, versah Josef Glahe jedes Bild mit einem gemalten Rahmen. Jeweils zwei Gemälde bilden optisch ein Paar.

Ursprünglich sollte der Bildinhalt für sich alleine stehen, daher hatte Glahe den Bildern keine Titel gegeben. Als jedoch der „Verein zur Erhaltung der Wewelsburg“ ohne Rücksprache mit dem Künstler die Gemälde mit einem Titel versah, fühlte sich Glahe veranlasst, den Werken jeweils eine eigene, nur aus einem Begriff bestehende, Erläuterung beizugeben. Die Bilder werden daher hier mit beiden Titeln dargestellt.

Es ist Aloys Vogels zu verdanken, dass für Wewelsburg eines der frühesten Mahnmale gegen das Vergessen in ganz Deutschland entstand. Der Maler Josef Glahe sorgte dafür, dass es sich dabei auch um ein herausragendes Kunstwerk handelt.

1 Brandfackel in Synagogen

„Verfolgung“
(Titelvorschlag des Wewelsburger Vereins: „Brandfackel in Synagogen“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4901

3 Gefallen im Hitlerkrieg

„Tote“
(Titelvorschlag des Wewelsburger Vereins: „Gefallen im Hitlerkrieg“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4903

5 Das Millionenheer der Flüchtlinge

„Flüchtlinge“
(Titelvorschlag des Wewelsburger Vereins: „Das Millionenheer der Flüchtlinge“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4905

7 Städte im Bombenhagel

„Städtetrümmer“
(Titelvorschlag des Wewelsburger Vereins: „Städte im Bombenhagel“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4907

8 Gotteshäuser zerstört

„Hunger“
(Titelvorschlag des Wewelsburger Vereins: „Verschleppt, vergast, ausgelöscht ...“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4909

2 Ruinenfelder der Kultur

„Kulturvernichtung“
(Titelvorschlag des Wewelsburger Vereins: „Ruinenfelder der Kultur“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4902

4 Tausende in Todesmühlen

„Sterben“
(Titelvorschlag des Wewelsburger Vereins: „Tausende in Todesmühlen“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4904

6 Krüppel klagen an

„Krüppel“
(Titelvorschlag des Wewelsburger Vereins: „Krüppel klagen an“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4906

8 Gotteshäuser zerstört

„Kirchentrümmer“
(Vorschlag des Wewelsburger Vereins: „Gotteshäuser zerstört“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4908

10 Todesgrauen im KZ

„Gefesselt“
(Titelvorschlag des Wewelsburger Vereins: „Todesgrauen im KZ“)
Kreismuseum Wewelsburg, Inv. Nr. 4910

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