Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)

Projekt Häftlingsküche

Der Kreis Paderborn erwarb 2018 den Seitentrakt der ehemaligen Häftlingsküche des KZ Niederhagen von der Stadt Büren. Dieser Gebäudeteil steht seit 2016 unter Denkmalschutz, da sich dort noch immer deutliche Spuren der ursprünglichen Gestaltung und die Grundrissstruktur als Teil der Häftlingsküche finden lassen. 1947/1948 war das Gebäude umgebaut und drei Wohnungen für Geflüchtete eingerichtet worden.

Das Berliner Büro für Zeitgeschichte und Denkmalpflege Schulz & Drieschner GbR führte 2018 eine bauhistorische Untersuchung in dem Gebäude durch. Dadurch konnte die Baugeschichte des Seitentrakts rekonstruiert und dokumentiert werden. Anschließend erfolgte eine umsichtige Restaurierung des Gebäudes. Zusätzlich wurden zwischen 2019 und 2022 in einem Forschungsprojekt sowohl der Kenntnisstand zur Topographie und den Gebäuden des ehemaligen Lagergeländes sowie die Etappen deren Umnutzungen hinterfragt. Dazu wurden Quellenrecherchen in regionalen und überregionalen Archiven sowie Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen durchgeführt. Diese Recherchen zielten auch auf die Rekonstruktion von Lebenswegen der Menschen, die während der unterschiedlichen Nutzungen des Lagergeländes mit diesem verbunden waren. Es entstanden biografische Skizzen sowohl von Häftlingen des Konzentrationslagers, von Insassen des Umsiedlungslagers, des DP-Lagers und des Lagers für Geflüchtete und Vertriebene. Zudem wurden Biografien von SS-Männern der Wachmannschaften, alliierten Besatzungssoldaten, Bediensteten des Umsiedlungslagers und Hitler-Jungen im Wehrertüchtigungslager erstellt, die sich nun in der Dauerausstellung finden. Im Rahmen des Forschungsprojektes entstanden auch „Gebäudebiografien“, welche die Entstehung, Nutzung und Nachnutzung der unterschiedlichen Lagergebäude und Lagerareale nachzeichnen. Dabei werden ihre Entstehung und Nutzung während der KZ-Zeit über die verschiedenen Nachnutzungen bis hin zu ihrem Verschwinden beziehungsweise bis zu ihrem heutigen Zustand vorgestellt.

Bei der Gestaltung der Innenräume im Rahmen der Restaurierung wurde bewusst auf Rekonstruktionen verzichtet. Vielmehr wurden die erhaltenen bauhistorischen Spuren im Erdgeschoss herauspräpariert und gesichert. Im Wesentlichen lassen sich die beiden Nutzungsphasen KZ-Zeit und Flüchtlingslager ablesen. So erkennen die Besucherinnen und Besucher nun in einigen Räumen den Fußbodenbelag aus der KZ-zeitlichen Nutzungsphase, ebenso wie den grauen Sockelanstrich des ehemals durchlaufenden KZ-zeitlichen Flurs. In anderen Räumen lassen sich die Holzfußböden finden, die beim Umbau zu Wohnzwecken 1947/1948 eingebracht wurden. Auf den Wänden befinden sich verschiedene Rollmuster, die zeitgleich aufgebracht wurden. Besonders hervorzuheben sind die beim Umbau 1947/1948 hergestellten neuen Raumeinteilungen. Hierfür wurden die hölzernen Modulwände abgetragener Lagerbaracken genutzt. Bauhistorische Tafeln erläutern in der Ausstellung diese Spuren. Das gut erhaltene Gebäude mit seinen Bauspuren wird somit selbst zum Exponat und „Zeitzeugen“. Es erzählt durch die neue Dauerausstellung die Geschichte des Lagergeländes als Ort der Zwangsmigration, da sich seine wesentlichen Nutzungsformen am Gebäude selbst ablesen lassen.

Das Gelände wurde als Konzentrationslager der SS zwischen 1940 und 1943 errichtet. Nach der Auflösung des eigenständigen KZ Niederhagen im April 1943 wurde im ehemaligen Lagerkomplex, bestehend aus Häftlingslager, Industriehof und SS-Lager ab 1943/44 ein Umsiedlungslager der „Volksdeutschen Mittelstelle“ eingerichtet. Nach Kriegsende war von 1945 bis 1946 auf dem Gelände ein Lager für nun befreite ehemalige Zwangsarbeiter (Displaced Persons) vor deren Rückkehr in ihre Heimatländer eingerichtet worden. Nach einer kurzen Zwischennutzung als belgische Kaserne 1946/1947 wurden ab 1947 in den ehemaligen KZ-Gebäuden Geflüchtete aus Ost- und Mitteleuropa untergebracht. Die letzten Baracken verschwanden Mitte der 1960er Jahre. Die ehemalige Häftlingsküche und ihr Anbau sind eines der wenigen noch erhaltenden Gebäude am Ort des KZ Niederhagen.

Die zuletzt als Feuerwehrgebäude genutzte ehemalige Kochhalle der Lagerküche wurde 2020 vom Kreis Paderborn erworben. In einem zweiten Bauabschnitt wurden ab 2021 die Kellerräume der ehemaligen Lagerküche und des Seitentrakts für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In den Kellergewölben wurde ebenfalls eine bauhistorische Untersuchung durch das Berliner Büro für Zeitgeschichte und Denkmalpflege Schulz & Drieschner GbR durchgeführt. Dabei konnten zahlreiche Bauspuren aus der KZ-Zeit (Toilettenräume, Spülbecken- und Kaminüberreste) und der Zeit der Nachnutzung als Feuerwehrgerätehaus seit 1954 (Schlauchwäsche) gesichert werden. Die Kellerräume der beiden Gebäudeteile wurden nach der Sanierung in den GeDenkOrt miteinbezogen.


Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln
• der Europäischen Union (EFRE – „Natur und Kultur für alle“)
• des Landes NRW (Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung; Landeszentrale für politische Bildung sowie Förderung nach
§ 96 Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz)
• des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
• des Fördervereins Kreismuseum Wewelsburg e.V.

Projektleitung: Kirsten John-Stucke
Projektmitarbeiter: Erik Beck, Kerstin Schulte, Christopher Horstmann
Projektbeteiligte: Norbert Ellermann, Dina Peppmöller


Nach der Außensanierung: Anbau der ehemaligen Häftlingsküche von Süden (Aufnahme: Kreismuseum Wewelsburg, 2020).

Nach der Außensanierung: Anbau der ehemaligen Häftlingsküche von Süden (Aufnahme: Kreismuseum Wewelsburg, 2020).

Ehemalige Häftlingsküche und der Anbau von Süden. (Aufnahme: Kreismuseum Wewelsburg, 2016).

Ehemalige Häftlingsküche und der Anbau von Süden. (Aufnahme: Kreismuseum Wewelsburg, 2016).

Die Häftlingsküche mit Anbau auf einer Aufnahme von 1947 vor der Umnutzung zu Flüchtlingswohnungen (Aufnahme: Walter Nies, 1947, Stadtarchiv Lippstadt).
Die Häftlingsküche mit Anbau auf einer Aufnahme von 1947 vor der Umnutzung zu Flüchtlingswohnungen (Aufnahme: Walter Nies, 1947, Stadtarchiv Lippstadt).
Detailaufnahme des Fußbodens in einem Raum des Anbaus der ehemaligen Häftlingsküche. Deutlich sichtbar sind die Ergebnisse der restauratorischen Überarbeitung im zentralen Bildfeld. (Aufnahme: Kreismuseum Wewelsburg, 2020).

Detailaufnahme des Fußbodens in einem Raum des Anbaus der ehemaligen Häftlingsküche. Deutlich sichtbar sind die Ergebnisse der restauratorischen Überarbeitung im zentralen Bildfeld. (Aufnahme: Kreismuseum Wewelsburg, 2020).

360-Grad-Rundgang

Begleiten Sie uns bei einem Rundgang durch den Anbau der ehemaligen Häftlingsküche des KZ Niederhagen und schauen Sie sich die Bauspuren an!
Sie können auf verschiedenste Weise im 3D Rundgang Navigieren:
Mit den Pfeiltasten Ihrer Tastatur, mit der Maus, oder über unser Menü, welches Sie oben rechts im Bildschirm finden.

Zum Rundgang bitte hier klicken!

NEU: Es gibt zwei Rundgänge, vor und nach der Restaurierung!
Übergang 4

Anschrift

Kreismuseum Wewelsburg
Burgwall 19
33142 Büren-Wewelsburg
Deutschland

Kontakt

Tel. 02955 7622-0
Fax 02955 7622-22
nfwwlsbrgd
Kontaktformular

Datenschutzhinweis

Unsere Webseite nutzt externe Komponenten (Youtube-Videos, OpenStreetMaps). Diese helfen uns unser Angebot stetig zu verbessern und Ihnen einen komfortablen Besuch zu ermöglichen. Durch das Laden externer Komponenten, können Daten über Ihr Verhalten von Dritten gesammelt werden, weshalb wir Ihre Zustimmung benötigen. Ohne Ihre Erlaubnis, kann es zu Einschränkungen bei Inhalt und Bedienung kommen. Detaillierte Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.