18.10.2024
Spendenberichte vom Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine
65. Spendenbericht (18.10.2024)
Wie geht es den NS-Überlebenden, mit denen Du in Kontakt stehst?
Die Situation der NS-Überlebenden, wie auch die aller Ukrainer:innen im Krieg, ist geprägt von tiefer Sorge und Belastung: Unruhige Nächte mit Luftalarmen und Raketeneinschlägen, traurige Nachrichten, Trennung von Familienmitgliedern und totale Unsicherheit, was der kommende Tag bringt. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass sich die NS-Überlebenden auf eine stabile Unterstützung verlassen können.
Wie hat sich das Leben der NS-Überlebenden durch die monatlichen Patenschaften verändert?
Die 40 Euro im Monat sichern grundlegende Dinge wie Lebensmittel und Medikamente. Für viele geht es buchstäblich ums Überleben, da die steigenden Preise für Grundnahrungsmittel und Medizin mit den niedrigen Renten kaum gedeckt werden können. Der ukrainische Staat befindet sich in einem brutalen Krieg und kann die Renten leider nicht an die Inflation anpassen.
Die NS-Überlebende Vira Papulina ist Patenschaftsempfängerin und musste mit 87 Jahren in Perejaslav noch mal von vorne anfangen. 2022 wurde sie aus der Region Donezk evakuiert, ihr Haus ist zerstört und unbewohnbar.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Übermittlung der 40 Euro in frontnahe Gebiete, und wie bewältigst du diese?
Trotz des Krieges funktioniert das ukrainische Banksystem gut, sodass die Überweisungen schnell und zuverlässig ankommen. Persönliche Bestätigungen der Empfänger geben uns zusätzlich Sicherheit. Auch in den frontnahen Gebieten klappt dies weitgehend reibungslos. Von den meisten bekomme ich auch am gleichen Tag eine persönliche Bestätigung per SMS.
Welche Botschaft hast du für potenzielle neue Spender:innen?
Die Patenschaften machen einen enormen Unterschied. Es ist eine kleine Geste, die Hoffnung in das Leben der NS-Überlebenden bringt. Vor kurzem erhielt ich einen bewegenden Brief vom Opferverband Mykolajiw. Darin stand, dass einige ihrer Mitglieder verstorben sind – doch sie starben in dem Wissen, dass sie nicht vergessen wurden. Das ist eine wichtige Motivation für mich persönlich, aber auch für deutsche Spender:innen, die Verantwortung für die damaligen NS-Verbrechen auf diese praktische Weise übernehmen. Ich danke ihnen dafür.
Foto: Ljuba Danylenko mit Leonid Karpez und Valentina Gretschka, Druschkiwka, Donezker Gebiet. Beide erhalten eine Patenschaft.
62. Spendenbericht (6.9.24)
„Der Zweite Weltkrieg war und ist in uns. Er hat uns nicht nur die Kindheit geraubt, sondern er hat unsere Seelen für immer berührt und Angst und Misstrauen gesät. Wir waren alle sehr jung, als der Krieg in unser Leben trat, und haben nicht verstanden, was geschah. Unsere Eltern haben uns nichts erzählt. Sie sind längst gestorben und haben diesen Schmerz mitgenommen.“
Luiza Moskalyuk (geb. 1937) wurde 1943 mit ihren Eltern und drei Schwestern zur Zwangsarbeit nach Fürstenfeld in der Steiermark verschleppt. Die Schwestern blieben in den Baracken auf sich allein gestellt zurück, während die Eltern täglich 12 Stunden arbeiten mussten. Luiza war als älteste der Schwestern gerade 6 Jahre alt. Vor kurzem erhielten wir einen Brief der Schwestern, in dem sie sich für die Unterstützung bedanken. Alle vier erhalten eine Patenschaft durch das Hilfsnetzwerk.
Wie viele der Überlebenden mussten auch sie lange um die Anerkennung ihrer NS-Verfolgungsgeschichte kämpfen. In der Sowjetunion waren die Geschichten der Überlebenden lange Zeit nicht anerkannt, in vielen Familien wurde aus Angst vor Repressionen nicht darüber gesprochen.
Wirkung der Patenschaften
Für viele, die die Verfolgung der Nationalsozialisten überlebt haben, ist der russische Angriffskrieg retraumatisierend. Die Patenschaften zielen nicht nur auf Unterstützung im schwierigen Alltag der Überlebenden, sondern auch auf eine Anerkennung ihrer erlittenen Verfolgung und der Folgen.
Unsere Hilfe in Zahlen
Wir haben bislang mit 793.800 Euro Spenden und Drittmitteln 5555 Mal Überlebende der NS-Verfolgung über finanzielle Soforthilfen sowie mit dringend benötigten Hilfsgütern erreicht. 911 Mal konnten wir Angehörige und Fachkolleg:innen unterstützen. 163 Überlebende der NS-Verfolgung erhalten eine monatliche Patenschaft.
60. Spendenbericht (24.7.24)
In den vergangenen Monaten wurde durch den russischen Angriffskrieg die ukrainische Stromversorgung stark beschädigt. Die Ukraine verfügt nur noch über 50 Prozent ihrer Energiekapazitäten und regelmäßige Stromabschaltungen sind notwendig, um das Defizit zu bewältigen. Mehrstündige Stromausfälle gehören zum Alltag der Ukrainer:innen. Dies bedeutet kein Licht, kein Internet, keine Nutzung der Haushaltsgeräte sowie kein sauberes Wasser. In einigen Regionen und Städten, wie beispielsweise Krywyj Rih, gibt es nur bis zu drei Stunden Strom pro Tag.
Dank zahlreicher Spenden konnten wir an 400 Überlebende der NS-Verfolgung Notlampen senden. Unsere Partner:innen in Charkiw, Dnipro, Donezk, Krywyj Rih, Mykolajiw, Perejaslaw und Rivne verteilten die Lampen an die NS-Überlebenden.
Notlampen helfen im schwierigen Alltag
Ljubov Slesarenko, die Leiterin der “Ukrainischen Union der Häftlinge – Opfer des Nationalsozialismus (USVZhN)” in Krywyj Rih, berichtet, wie die Notlampen den Alltag vor Ort erleichtern: "Ein großes, großes Dankeschön für diese wunderbare Sache. Die Lampen sind jetzt sehr aktuell, da der Strom 20-21 Stunden am Tag ausfällt." Krywyj Rih nur 60km von der Front entfernt. Die Großstadt ist Industriezentrum regelmäßig Ziel von russischen Raketen- und Drohnenangriffen. "Es ist schwer für uns, aber wir geben nicht auf.“
Unsere Hilfe in Zahlen
Wir haben bislang mit 764.800 Euro Spenden und Drittmitteln 4993 Mal Überlebende der NS-Verfolgung über finanzielle Soforthilfen sowie mit dringend benötigten Hilfsgütern erreicht. 899 Mal konnten wir Angehörige und Fachkolleg:innen unterstützen. 161 Überlebende der NS-Verfolgung erhalten eine monatliche Patenschaft.
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Mit einer Spende NS-Überlebende in der Ukraine unterstützen:
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