Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)

#WissenWasWar

Der 27. Januar ist ein Tag der Erinnerung und des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

 
 
Otto Preuss
 
 

Heute erinnern wir an
Otto Preuss (1914–2003).

Otto Preuss wurde am 29. März 1914 in Hamborn geboren und wuchs die ersten Jahre seiner Kindheit im Waisenhaus auf. Seine Mutter war früh verstorben und sein Vater musste sich aufgrund seiner politischen Aktivitäten in der sozialistischen Bewegung häufig im Untergrund aufhalten oder fliehen. Otto Preuss‘ spätere sozialistische Haltung war auf diese Weise von seinem Vater geprägt worden.

Preuss besuchte die Volksschule bis zu seinem 14. Lebensjahr und begann anschließend eine Maurerlehre. Er wurde Mitglied des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, trat gleichzeitig dem kommunistischen Jugendverband bei und wurde in der sozialistischen Arbeiterjugend tätig. Nach dem Abschluss seiner Lehre wurde er entlassen. Preuss beschloss, als Maurergeselle auf Wanderschaft zu gehen, und reiste so durch Österreich, die Tschechoslowakei, Italien und Ungarn. Nur wenige Monate nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde er am 19. März 1933 in Herford als vermeintlich führende Persönlichkeit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) verhaftet. Bei einer Hausdurchsuchung hatte man Flugblätter der Partei in seiner Wohnung gefunden. Otto Preuss bestätigte zwar die Arbeit in der sozialistischen Arbeiterjugend, stritt aber die Tätigkeit als kommunistischer Funktionär ab.

Im Juli 1933 sollte Preuss erneut verhaftet werden. Zuvor war er jedoch ins belgische Exil geflohen. Er schloss sich 1934 der Agitations-Propaganda-Gruppe „Roode Rebellen“ an. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Belgien wurde Otto Preuss im Oktober 1940 von der Gestapo in Schutzhaft genommen. Ohne sein Wissen war ihm bereits 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen worden. Am 25. März 1941 wurde er als staatenloser politischer Häftling ins KZ Sachsenhausen überwiesen und kam am 24. Oktober 1941 nach Wewelsburg in das KZ Niederhagen. Hier wurde er als gelernter Maurer in verschiedenen Arbeitskommandos eingesetzt. Nach Auflösung des Lagers wurde Preuss zunächst in das KZ Ravensbrück, dann nach Sachsenhausen verlegt, wo er schließlich bei der Evakuierung des Lagers einem der Todesmärsche durch den Belower Wald zugeteilt wurde. Er konnte jedoch nach drei Tagen fliehen.

Nach Kriegsende blieb Preuss eine Zeitlang im Repatriierungslager Bernau bei Berlin, bevor er am 25. Mai 1945 nach Belgien zurückkehrte. Als Folge der KZ-Haft litt er lange an Lungenkrankheiten. 1960 erhielt er die belgische Staatsangehörigkeit. Politisch blieb er vor allem in der Friedensbewegung aktiv und übernahm im Internationalen Sachsenhausen-Komitee zeitweise leitende Funktionen. Die Gedenkstätte in Wewelsburg besuchte er regelmäßig und führte viele Gespräche mit Schülerinnen und Schülern. Otto Preuss starb 2003.

Heute erinnern wir an
Mark Weidman (1923–2003).

Mark Weidmann

Mark Weidman wurde am 29. Mai 1923 als Sohn wohlhabender jüdischer Eltern im Kreis Lemberg in Polen (heute Ukraine) geboren. Er hatte eine sorglose Kindheit und besuchte das Gymnasium sowie das Lyzeum. Dort lernte er mehrere Fremdsprachen, darunter auch Deutsch. Der Kriegsausbruch 1939 und die beginnende Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in der sowjetischen Besatzungszeit hinderten ihn daran, sein geplantes Studium aufzunehmen. Nach der Eroberung Lembergs durch die Deutschen zog ihn die Gestapo zwangsweise zum Arbeitseinsatz heran. In diesem Rahmen erlernte er das Maurerhandwerk. 1941 wurden die ersten Familienangehörigen deportiert. Er erfuhr später, dass sie nach Belzec gebracht und ermordet worden waren. Im Herbst 1942 beschloss Weidman, sich nicht widerstandslos der Gestapo auszuliefern. Um einer drohenden Deportation ins Vernichtungslager zu entgehen, entschloss er sich im Herbst 1942 zur Flucht ins Deutsche Reich. Mit der Urlaubskarte eines katholischen Polen und dem Tarnnamen Stefan Galuszka gelangte Mark Weidman ins Ruhrgebiet. In einer Kohlegrube in Wattenscheid fand er schließlich Arbeit. Bei einer Überprüfung seiner Papiere durch das Arbeitsamt wurde festgestellt, dass er keine Arbeitserlaubnis hatte. Das Bochumer Polizeipräsidium nahm ihn daraufhin für fünf Wochen in Untersuchungshaft. Da er sich als polnischer Bauer ohne deutsche Sprachkenntnisse ausgab, war stets ein Übersetzer bei den Verhören dabei. Bei einem Verhör erfuhr Weidman, dass sich die Gestapo in seinem Heimatort nach seinen bisherigen politischen Aktivitäten erkundigen wollte. Dies hätte zur Aufdeckung seiner wahren Identität führen können, denn er hatte ja einen falschen Namen und Heimatort angegeben. Stattdessen wurde er jedoch ohne weitere Begründung als politischer Schutzhäftling am 1. Januar 1943 nach Wewelsburg in das KZ Niederhagen gebracht. Mark Weidman alias Stefan Galuszka bekam den roten Winkel des politischen Häftlings. In Niederhagen traf er den politischen Häftling Otto Preuss, zu dem er Vertrauen gewann. Weidman lebte ständig in der Angst, dass seine wahre jüdische Identität entdeckt werden könnte. Sich nicht zu verraten, verlangte unter den extremen und beengten Lagerverhältnissen höchste Aufmerksamkeit und Stillschweigen. Selbst seinen befreundeten Mithäftlingen, wie Otto Preuss, mochte er sich nicht anvertrauen. Sein Verhältnis zu den übrigen polnischen Häftlingen war aber gut.

Nach der Auflösung des KZ Niederhagen wurde Mark Weidman zusammen mit Otto Preuss in das KZ Ravensbrück überstellt. Auf dem Todesmarsch kurz vor Kriegsende gelang ihm die Flucht. In Polen fand er seine Schwester und seinen Vater wieder. Aus Sorge vor antisemitischen Übergriffen verließ die Familie ihre polnische Heimat. Mark Weidman studierte zunächst in Wien und Paris. Zusammen mit seiner Familie wanderte er 1950 nach Amerika aus. Er heiratete 1952 und bekam mit seiner Frau Dina zwei Söhne. Wewelsburg besuchte er 1998 das erste Mal wieder und hielt eine Rede zur Gedenkfeier am 2. April. Mark Weidman starb 2003.

Heute erinnern wir an Alexander Schtscherbinin (geboren 1927).

Alexander Schtscherbinin

Alexander Schtscherbinin wurde 1927 in Obozovka, Bezirk Kirovograd (Ukraine), geboren. Als sein Wohnort Novoschachtinsk 1942 von der deutschen Armee besetzt wurde, erhielt er eine Vorladung zum Arbeitsamt. Zusammen mit rund einhundert Männern musste er sein Dorf verlassen. Die ersten 60 Kilometer mussten sie zu Fuß zurücklegen, dann fuhren sie in Güterzügen weiter bis Köln. Hier sollte er in einer Fabrik arbeiten. Als er mit einem Güterzug fliehen wollte, nahmen ihn Polizisten fest und brachten ihn ins Gestapogefängnis nach Hamm. Von dort wurde er ins KZ Niederhagen eingewiesen und erhielt den roten Winkel eines politischen Häftlings mit einem „R“ für „Russe“.

Nach Kriegsende wurde Schtscherbinin in einem Sammeltransport in die Sowjetunion zurückgebracht. Wie viele sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die in ihre Heimat zurückkehrten, wurde auch er von dem militärischen Nachrichtendienst der Sowjetunion „SMERSCH“ („Tod den Spionen“) verhört. Ihm wurde vorgeworfen, als Spion oder Verräter für die Deutschen gearbeitet zu haben. Da seine Aussagen nicht zur Entlassung ausreichten, musste er zusammen mit vielen anderen Kriegsheimkehrern in den Steinkohlebergwerken von Schachty (Südrussland) arbeiten. Nach einiger Zeit wurde er in ein Gulag (sowjetisches Straflager) nach Sibirien geschickt. In der Nähe von Irkutsk musste er für den Bau der Eisenbahnstrecke Tajschet-Bratsk Wald roden und Straßen bauen. Erst nach dem Tod Stalins konnte er 1953 zu seiner Familie nach Krasnyj Lutsch zurückkehren und eine Berufsausbildung beginnen. Im Jahr 2000 besuchte Alexander Schtscherbinin zum ersten Mal Wewelsburg und nahm an der Einweihung des Mahnmals auf dem ehemaligen Appellplatz teil.

#WissenwasWar
Übergang 4

Anschrift

Kreismuseum Wewelsburg
Burgwall 19
33142 Büren-Wewelsburg
Deutschland

Kontakt

Tel. 02955 7622-0
Fax 02955 7622-22
nfwwlsbrgd
Kontaktformular

Datenschutzhinweis

Unsere Webseite nutzt externe Komponenten (Youtube-Videos, OpenStreetMaps). Diese helfen uns unser Angebot stetig zu verbessern und Ihnen einen komfortablen Besuch zu ermöglichen. Durch das Laden externer Komponenten, können Daten über Ihr Verhalten von Dritten gesammelt werden, weshalb wir Ihre Zustimmung benötigen. Ohne Ihre Erlaubnis, kann es zu Einschränkungen bei Inhalt und Bedienung kommen. Detaillierte Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.