08.11.2022
Wie dem Nachruf der Zeugen Jehovas zu entnehmen ist, wurde Paul Gerhard 1931 als elftes und jüngstes Kind der Zeugen-Jehovas-Familie Kusserow aus Bad Lippspringe geboren.
Als 1933 die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas von der NSDAP verboten wurde, geriet auch die Familie Kusserow in den Fokus der Nationalsozialisten. Die Eltern und älteren Geschwister wurden wegen ihrer religiösen Überzeugung zu mehrjährigen Haftstrafen in verschiedenen Zuchthäusern und Konzentrationslagern verurteilt. Die beiden Brüder Wilhelm und Wolfgang wurden wegen Wehrdienstverweigerung 1940 und 1942 im Alter von 20 und 25 Jahren hingerichtet.
Paul-Gerhard kam zusammen mit seinen Geschwistern Elisabeth und Hans Werner zur Umerziehung in ein NS-Erziehungsheim, 1942 dann nach Siddinghausen in eine NS-treue Pflegefamilie. Auf dem Bauernhof der Familie musste der inzwischen Elfjährige jeden Tag nach der Schule schwer arbeiten. Er hielt an seinen christlichen Überzeugungen fest und ließ sich 1944 heimlich bei einer befreundeten Familie in Soest taufen.
Ende April 1945 besuchten ihn ehemalige Häftlinge des KZ Niederhagen, die am 2. April von amerikanischen Soldaten befreit worden waren. Unter ihnen waren auch befreundete Zeugen Jehovas, die ihn mit in das Barackenlager nach Wewelsburg nahmen. Dort verbrachte er einige Wochen unter den Glaubensbrüdern, bevor sie ihn zu seiner aus der KZ-Haft zurückgekehrten Familie ins Elternhaus nach Bad Lippspringe zurückbrachten.
Paul Gerhard setzte sich zeitlebens für seinen Glauben ein und besuchte als Zeitzeuge oft zusammen mit seinen Geschwistern internationale Gedenkveranstaltungen, um über die Geschichte von Jehovas Zeugen zur NS-Zeit zu informieren und seine Geschichte zu erzählen.
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