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Zurück in die Heimat

20.10.2010

Zurück in die Heimat

Exponate des Kreismuseums Wewelsburg werden künftig im polnischen Meseritz gezeigt

Das Museum in Miedzyrzecz, wie Meseritz seit 1945 heißt, steht seit kurzem unter einer neuen Leitung. Der neue Direktor Andrzej Kirmiel möchte auch die jahrhunderte lange deutsche Geschichte der Region anhand von aussagefähigen Exponaten darstellen. In Paderborn stieß diese Idee auf fruchtbaren Boden. Der Paderborner Kulturausschuss und Kreistag gaben grünes Licht für die Rückgabe von Ausstellungsstücken, die teilweise dem Heimatkreis Meseritz und dem Kreis Paderborn gehören. Zentrale Exponate werden nun als langfristige Leihgaben an das Museum in Miedzyrzecz übergeben, das im nächsten Jahr eine neue Abteilung mit diesen Stücken eröffnen wird.

Die ersten Exponate, darunter u.a. ein großes Stadtmodell, ein sehr qualitätsvolles spätbiedermeierliches Möbelensemble aus einem Pfarrhaus im Dörfchen Pieske sowie verschiedene Objekte der Wirtschaftsgeschichte wie z. B. kolorierte Druckgrafiken wurden bereits nach Polen übersandt. Weitere Lieferungen sollen folgen. „Diese Entscheidung, das bewegliche Kulturgut zurück in die Region zu geben, aus der es stammt, dürfte einzigartig in der Frage des Umgangs mit dem Kulturgut von Vertriebenen sein. Ich wünsche meinem polnischen Museumskollegen viel Erfolg bei seinen Planungen“, erklärt der Leiter des Kreismuseums Wewelsburg, Wulff. E. Brebeck.
Neuer Umgang mit der Geschichte

Nicht nur in Deutschland streitet man seit Jahrzehnten über den angemessenen Umgang mit dem im Fluchtgepäck mitgebrachten Kulturgut von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen. Baut man die verlorene Heimat nach, etwa in Dioramen wie im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg, wo die Schnurrbarthaare des Fuchses im Neuschnee glänzen, schöner als sie das je in natura taten? Lässt man die Gegenstände unangetastet wie in einem Lagerhaus im Hafen von Triest, wo noch Tausende von Kubikmetern Möbel und Hausrat der 1945 aus Istrien vertriebenen Italiener lagern?

In der Bundesrepublik hatten sich viele Städte, Gemeinden und Kreise verpflichtet, im Rahmen von Patenschaften für die Pflege des Kulturgutes aus bestimmten ehemaligen ostdeutschen Orten oder Regionen zu sorgen. In fast keinem westdeutschen Geschichtsmuseum fehlte die „Ostdeutsche Heimatstube“. „Deren Zeit läuft nun fast überall ab. Die Vertriebenengemeinschaften, für die diese Einrichtungen vordringlich wichtig waren, sind überaltert, der Vertriebenstatus lässt sich nicht vererben“, so Brebeck. Deshalb sei die Idee, die Geschichte der deutschen Bürger der Stadt Meseritz künftig vor Ort im polnischen Museum zu zeigen, auch im Kreis Paderborn fraktionsübergreifend für gut befunden worden.
Kultur-Vertreibung-Integration

Der Kreis Paderborn und mit ihm die Heimatkreisgemeinschaften der ehemaligen Meseritzer und Schweriner (Warthe) waren schon Anfang der 1980er Jahre andere Wege gegangen. Die 1965 eingerichtete Heimatstube im Kreismuseum Wewelsburg mit ihrem anklagenden Auftakt „Dreigeteilt niemals!“ war geschlossen worden. 1984 wurde im Wachgebäude die regionalgeschichtliche Ausstellung „Deutsche im östlichen Mitteleuropa – Kultur-Vertreibung-Integration“ eröffnet. Dort ging es um die Jahrhunderte langen kulturellen Beziehungen der drei maßgebenden Bevölkerungsgruppen in der Region an der Warthe: Deutsche, Polen und Juden. Dieser Ansatz war damals sehr neu und wurde in der Fachwelt bemerkt.

Die stets spannungsvolle, aber letztlich erfolgreiche geschichtliche Koexistenz in einer Region, die seit der Vorgeschichte von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen besiedelt war, ging mit der expansionistischen und verbrecherischen Politik des dritten Reichs zu Ende. Geschichte und Kultur wurden seitdem als zweigeteilt betrachtet. Die deutschen Museen widmeten sich der deutschen Geschichte „im Osten“, die polnischen Museen der polnischen Geschichte im sog. „wieder gewonnenen Westen“. Nach der Wende in Osteuropa ergaben sich neue Möglichkeiten. „Langsam entstehen neue Konzepte. Der Paderborner Weg könnte hier beispielgebend sein“, so Brebeck.
Exponate des Kreismuseums Wewelsburg werden künftig im polnischen Meseritz gezeigt: Kreisdirektor Heinz Köhler, Andrzej Kirmiel, Museumsleiter Meseritz, Wulff E. Brebeck, Museumsleiter Kreismuseum Wewelsburg, Friedhelm Hüwel, Vorsitzender des Kulturausschusses des Kreises Paderborn, Dolmetscherin Ewa Ochwiejewicz begrüßen diese Entwicklung

Übergang 4

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Burgwall 19
33142 Büren-Wewelsburg
Deutschland

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