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Die SS in Wewelsburg: Ein Ort der Gewalt und ihrer Rechtfertigung

06.03.2010

Die SS in Wewelsburg: Ein Ort der Gewalt und ihrer Rechtfertigung

Der Arbeitsbereich des 43-jährigen Politikwissenschaftlers und Archivars Markus Moors in der neuen Dauerausstellung umfasst kurz gesagt alles, was mit dem Auftreten der SS in Wewelsburg zu tun hat – außer der Geschichte des Konzentrationslagers.

Der Arbeitsbereich des 43-jährigen Politikwissenschaftlers und Archivars Markus Moors in der neuen Dauerausstellung umfasst kurz gesagt alles, was mit dem Auftreten der SS in Wewelsburg zu tun hat – außer der Geschichte des Konzentrationslagers. Die Schwerpunkte von Moors liegen auf den Biografien der Mitarbeiter der „SS-Schule Haus Wewelsburg“, auf der Entwicklung der SS-Pläne und -Aktivitäten in Wewelsburg sowie auf deren Auswirkungen auf die Einwohner des Dorfes.

An der Entwicklung des SS-Projekts in Wewelsburg lässt sich nach Ansicht von Moors die Entwicklung der SS im Allgemeinen zwischen 1933 und 1945 nachvollziehen. Je mächtiger die SS im „Dritten Reich“ wurde, desto größer wurden ihre Pläne in Wewelsburg. Zu Beginn des „Dritten Reichs“ verstand sich die SS als die ideologische, das heißt rassistische Eliteorganisation des Nationalsozialismus, während ihre politische Bedeutung noch relativ gering war. Die Macht der SS wuchs in dem Maße, in dem es ihr gelang, zu dem wichtigsten Organ der Verfolgung, Bekämpfung und Vernichtung der Gegner des Nationalsozialismus zu werden. In Wewelsburg stand zunächst der Aufbau einer weltanschaulichen Schule für SS-Offiziere im Vordergrund der erklärten Absichten. Reichsführer-SS Heinrich Himmler und sein Architekt in Wewelsburg, Hermann Bartels, hatten allerdings immer auch schon die Ausgestaltung des ehemaligen Residenzschlosses der Paderborner Fürstbischöfe zu einem ebenso verschwiegenen wie herrschaftlichen Versammlungsort für die Spitzen der SS und ihrer Gäste aus Partei, Staat und Wehrmacht im Blick. Diese Zielrichtung wurde immer wichtiger. Schließlich sollte die Wewelsburg zu der zentralen Versammlungsstätte für die obersten Exekutoren der SS-Gewaltpolitik werden, den SS-Gruppenführern. Im Verständnis Himmlers sollten sich die Angehörigen der SS als der rassistische und kriegerische „Neuadel“ des „Dritten Reichs“ begreifen. Nach seiner Umgestaltung zu einer mittelalterlich anmutenden „Ritterburg“ sollte das Schloss Wewelsburg den angemessenen Treffpunkt für die obersten Repräsentanten dieser nationalsozialistischen Herrschaftselite abgeben. In der Wewelsburg sollten sich die SS-Gruppenführer von ihrer gewalttätigen Arbeit erholen können. Sie sollten an diesem Ort zugleich in der Überzeugung gestärkt werden, dass sie geschichtlich dazu berechtigt und sogar verpflichtet seien, alle Menschen, die sich dem Nationalsozialismus entgegen stellen, aus dem Weg zu räumen und in letzter Konsequenz zu töten.

Die geplanten Dimensionen für die „Burg“ der SS-Gruppenführer waren schon vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs über das historische Dreiecksschloss hinausgewachsen. 1939 entwarf Bartels eine riegelartige Pfalzanlage, durch die das Schloss Wewelsburg hermetisch von dem gleichnamigen Dorf abgetrennt worden wäre. Dieser Plan stand quasi am Ende der Machtausdehnung der SS innerhalb des um Österreich vergrößerten „Großdeutschen Reichs“. Eines der charakteristischen Merkmale dieser Machtvergrößerung der SS bestand in der immer größer werdenden Zahl von Menschen, die von der SS in immer mehr Konzentrationslagern eingesperrt wurden. Auch in Wewelsburg errichtete die SS schon vor dem Krieg ein Lager, um die Häftlinge zum Bau der „Burg“ heranzuziehen.

Das nationalsozialistische Regime führte den Zweiten Weltkrieg vom ersten Tag an mit der Absicht, große Teile Europas einem „Großgermanischen Reich“ unter deutscher Führung einzuverleiben. Ab 1940 wurde das gesamte Dorf Wewelsburg in den Plänen von Bartels in eine riesige SS-Burganlage verwandelt. Die neue nahezu kreisrunde Wewelsburg, ist sich Moors sicher, sollte die politische Bedeutung und das Selbstverständnis der SS in dem angestrebten zukünftigen „Großgermanischen Reich“ architektonisch zum Ausdruck bringen. Ganz der Logik der gewalttätigen Weltanschauung des Nationalsozialismus im Allgemeinen und der SS im Besonderen entsprechend ist für Moors auch die Tatsache, dass Himmler und Bartels quasi bis zum totalen Zusammenbruch des „Dritten Reichs“ in Wewelsburg weiter planten und dabei um keinen Deut von den größenwahnsinnigen Ausmaßen ihrer früheren Entwürfe abwichen. "Jenseits aller weltanschaulichen Begründungen ging es den Nationalsozialisten und ihrer selbsternannten Eliteorganisation SS im Kern immer um das Krieg führen", so Moors. Solange sie nicht endgültig besiegt waren, glaubten die Nationalsozialisten an die Möglichkeit einer „siegreichen“ Weiterführung des Krieges - und Himmler an die Verwirklichung seiner Pläne in Wewelsburg.

Für den Kurator der Ausstellungsbereiche zur Geschichte des SS-Projekts in Wewelsburg gibt es keinen anderen Ort, an dem die ideologische Fassade des Selbstbildes der SS, ihre dahinter liegende kriegerische Gesinnung und ihre rücksichtslose Mordpolitik so eng zusammenfallen wie Wewelsburg. "Sowohl der Mord an mindestens 1229 Häftlingen des Konzentrationslagers Niederhagen wie auch alles andere, was hier im Namen der SS geschah und geschehen sollte, diente letzten Endes dem Zweck, die SS-Männer (noch) bereiter zu machen, Menschen kaltblütig zu verfolgen, zu quälen und zu töten", zeigt sich Moors überzeugt.

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